Heilpädagogische und Therapeutische Förderung mit dem Pferd (HTFP)

Die Heilpädagogische und Therapeutische Förderung mit dem Pferd (HTFP) ist eine ressourcenorientierte pädagogisch-therapeutische Maßnahme, bei der der Kontakt zum Pferd für ein prozessorientiertes Begleiten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen genutzt wird. Im Mittelpunkt steht das Beziehungsdreieck aus Reitpädagog*in, Pferd und Klient*in.

HTFP ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl das (passive) Sitzen auf dem Pferderücken („Getragen-Werden“) als auch die Hinführung zum aktiven Reiten („die Zügel selbst in die Hand nehmen“) umfasst. Zusätzlich werden sämtliche Aktivitäten rund ums Pferd wie Führen, Putzen, Herrichten und Versorgen einbezogen. Dieses individuell abgestimmte, teils therapeutisch-psychologisch, teils pädagogisch ausgerichtete Vorgehen findet meist in Einzelstunden, bei Bedarf aber auch in Gruppensettings, statt. Die Ziele werden individuell mit den Teilnehmenden vereinbart.

Der Fokus liegt darauf, die Lebensqualität der Klient*innen zu erhöhen und ihre Selbstwirksamkeit zu fördern.

HTFP ist geeignet:

  • für Personen ab dem vierten Lebensjahr bis ins hohe Alter 
  • bei psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen sowie Suchterkrankungen
  • bei Wahrnehmungsstörungen
  • bei Beeinträchtigungen im sozialen, geistigen, körperlichen oder sensorischen Bereich
  • für verhaltensbesondere, hyperaktive oder entwicklungsverzögerte Kinder und Jugendliche

Was kann HTFP bewirken?

Ziel ist es, Menschen individuell zu begleiten und anzuleiten, damit sie Strategien entwickeln können, um mit Hilfe des Pferdes die Anforderungen des Alltags zu meistern.

Der feinfühlige, auf Vertrauen basierende Umgang mit dem Pferd kann:

  • Ängste abbauen,
  • körperliche und seelische Verspannungen lösen,
  • die Konzentration und Wahrnehmungsfähigkeit fördern,
  • das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken,
  • motorische Fähigkeiten wie z. B. Gleichgewicht und Koordination verbessern,
  • die Beziehungsfähigkeit und Problemlösefähigkeiten unterstützen sowie
  • Zuneigung, Geborgenheit und Wärme vermitteln.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie HTFP auf vielfältige Weise positiv wirken kann.

Hippotherapie

Die Hippotherapie ist eine ärztlich verordnete Therapie, die von speziell ausgebildeten Physiotherapeut*innen durchgeführt wird. Die Therapiepferde sind speziell ausgewählt und ausgebildet. Sie werden in der Therapie von einer pferdekundigen Person geführt.

Die Therapie beginnt schon mit der Begrüßung des Pferdes und dem Sitzen auf das Pferd von einer Rampe aus. Die dreidimensionale Rückenbewegung des Pferdes wird in der Gangart Schritt auf Reiter*innen übertragen. Dabei wird das Becken in einer gangtypischen Art bewegt. Dies verlangt ständige Aktivität und Anpassungsreaktionen der Muskulatur. Durch den breiten Sitz auf dem Pferderücken und die Wärme werden Körperspannungen reduziert und die Gelenkbeweglichkeit gefördert. Während der Therapie achtet die therapeutische Fachkraft genau auf die Stellung und Mobilität von Becken, Rumpf und Extremitäten der Klient*innen. Die Hippotherapie hat einen positiven Einfluss auf Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Hippotherapie ist der positive Einfluss auf die Psyche. Die Therapie mit Pferden macht Spaß und wirkt sich somit nicht nur positiv auf das Körperbewusstsein aus, sondern auch auf das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Wer kann von einer Hippotherapie profitieren?

Kinder (ab 3-4 Jahren) und Erwachsene mit:

  • Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems (Cerebralparese, Multiple Sklerose, Myelomeningozele, Zustand nach Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Querschnittlähmung, …)
  • Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates (z.B. Skoliose, Haltungsschwäche, muskuläre Dysfunktion, Amputationen, …)    
  • Muskel- und Stoffwechselerkrankungen
  • Syndromen
  • Erkrankungen bzw. Störungen im Beckenbereich (z.B. Beckenbodendysfunktion, Beckenschmerz, …)

 

Ergotherapie mit Pferd

In der Ergotherapie im Allgemeinen steht die Durchführung von wesentlichen Alltagsbetätigungen im Fokus. Die Bereiche Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit werden therapeutisch unterstützt. Dieser klientenzentrierte und alltagsorientierte Zugang wird auch in der Ergotherapie mit dem Pferd aufgegriffen und die Handlungsfähigkeit der Patient*innen erhalten und gefördert. Die Therapie wird von einer ausgebildeten Fachkraft mit der Zusatzausbildung ‚Ergotherapie mit Pferd‘ durchgeführt und basiert auf einer ärztlichen Verordnung.

Die sorgfältig ausgewählten ergotherapeutischen Maßnahmen werden mit dem Pferd, auf dem Pferd und im Umfeld des Pferdes (Stall, Putzplatz, Reitplatz, etc.) durchgeführt. Der entstehende Bewegungsdialog mit dem Pferd, das Beziehungsangebot „Pferd-Therapeut-Klient“ und der unmittelbare Erfahrungsraum, wirkt sich positiv auf die ergotherapeutische Behandlung und deren Erfolg aus.

Zielsetzungen sind u.a. die Verbesserung bzw. der Erhalt der Selbstständigkeit im Alltag durch:

  • Förderung der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
  • Förderung der Handlungsplanung und Handlungskompetenz
  • Förderung der motorischen, kognitiven, psychischen und emotionalen Fähigkeiten

Für wen ist die Therapie geeignet?

Die Ergotherapie mit dem Pferd ist für alle Menschen mit einem ergotherapeutischen Behandlungsbedarf, die vom Kontakt zum Therapiepferd und dessen Umfeld zusätzlich profitieren, geeignet.