Der LZH Therapiestall als besonderer und wertvoller Ort
Seit Herbst 2018 arbeite ich im LZH Therapiestall als Reittherapeutin. Ich erlebe diesen Platz als besonderen und wertvollen Ort und hing den Gedanken nach, was es denn so wertvoll macht. Ich beschreibe meine Erfahrungen mit den Klient*innen und den Pferden als Co-Therapeutin in der heilpädagogischen und therapeutischen Förderung mit dem Pferd.
Für die meisten Kinder/Jugendlichen braucht es 2-3 Einheiten um mit dem Stall und seinen Gebräuchen, den Tieren und mit mir als Therapeutin bekannt zu werden. Ganz zu Beginn braucht es das behutsame Kennenlernen, um den Samen für wachsendes Vertrauen und dem Gefühl "Gut aufgehoben zu sein" zu legen. Ist dieses zarte Pflänzchen gut versorgt und beginnt zu sprießen, kann sich dieser wunderbare Platz Blatt für Blatt in seiner Fülle und Schönheit an Möglichkeiten zeigen.
Dann wird es zu einem Ort der Auszeit, der Selbstvergessenheit, der Berührung und der Lebensfreude.
Ein Ort, an welchem experimentiert und Erfahrungen gesammelt werden darf im "Sich einlassen" auf Beziehungen, im autonomen Handeln, im Führen und Geführt werden, im "Spüren und Wahrnehmen" über alle Sinne und im Hinauswagen ins Neue und Unbekannte. Auch ist es ein Ort, an welchem Ruhe einkehrt und das Achtsam sein seine Zeit bekommt.
Um Klient*innen all diese Erfahrungen zu ermöglichen braucht es als Therapeut*in höchste Achtsamkeit und Konzentration. Ein "Gewahrsein" um zu entscheiden, wann nehme ich mich zurück und lasse Raum für selbstständiges Tun und Erfahren, wann interveniere ich oder gebe neue Impulse. Das ist ein ständiges Ausloten und gelingt mal gut und mal war es nicht optimal. Auch das passiert und gibt gleichzeitig dem/der Therapeut*in die Chance dazuzulernen und Situationen neu zu bewerten. In all diesem Tun steht der/die Therapeut*in einem ständigen Dialog mit dem/der Klient*in und dem Pferd.
Das "Vertraut sein" und eine feine Interaktion zwischen Therapeut*in und Pferd sind erforderlich, um dem/der Klient*in einen sicheren Ort zum Sammeln eigener Erfahrungsschätze und zur Stärkung zu ermöglichen. Um diese Voraussetzung zu schaffen, braucht es, dass viel Zeit in positive Beziehungsarbeit und in gezieltes, vielfältiges Training mit den Pferden investiert wird.
Erstaunlich und zutiefst berührend ist für mich immer wieder die Beobachtung und Erfahrung, wie genau die Pferde ein Training von einem therapeutischen Setting unterscheiden können. So fordert beispielsweise die Isländer Stute Klara im Training von uns absolute Präsenz und Klarheit und verzeiht keinen Fehler oder Unaufmerksamkeit. Anders ist es mit ihr, sobald sie sich im therapeutischen Setting mit Klient*innen befindet. Da ist sie umsichtig, achtsam und geduldig und handelt in Situation auch "vorausschauend" schützend. Da bewährt sie sich als wunderbar präsente, zuverlässige und mitdenkende Co-Therapeutin.
Es ist eine Freude zu erleben wie zugewandt, offen und neugierig die Therapiepferde in ihrem Job geblieben sind und so vielen Klient*innen Stunden der Freude schenken.
Barbara Tichy
Reittherapeutin